Welche Faktoren die Stallluftqualität beeinflussen und wie Besitzer das Risiko minimieren können

Die Atemwegsgesundheit von Pferden ist eng mit der Qualität der Stallluft verknüpft. Organischer Staub, Schimmelpilze und andere unsichtbare Schadstoffe, die sich in der Luft ansammeln, belasten die Atemwege von Pferden und führen oft zu chronischen Atemwegserkrankungen. Etliche Studien zeigen, wie sich Umweltfaktoren und Haltungssysteme auf die Atemwege auswirken und welche Maßnahmen Pferdebesitzer ergreifen können, um diese Belastungen zu minimieren. Im folgenden Artikel finden Sie einen detaillierten Einblick in aktuelle Forschungsergebnisse sowie konkrete Empfehlungen.

1. Feinstaub und Mikroorganismen: Unsichtbare Belastungen im Stall

Organischer Staub im Stall setzt sich aus winzigen Partikeln zusammen, die zum Teil kleiner als 5 Mikrometer sind und somit tief in die unteren Atemwege eindringen können. Zu diesen Partikeln gehören Schimmelpilze wie Aspergillus fumigatus, bakterielle Fragmente (Endotoxine), Milbenreste und zerfallene Pflanzenreste. Studien bestätigen, dass diese Partikel Entzündungen der Atemwege auslösen können, selbst bei Pferden, die keine offensichtlichen Atemprobleme haben.

In einer Beobachtungsstudie wurden 64 Rennpferde eine Stunde nach einem Rennen mittels einer sogenannten bronchoalveolären Lavage (BAL) untersucht. Dabei wird Flüssigkeit in die Atemwege gespült, wieder abgesaugt und analysiert. Die Ergebnisse waren eindeutig: Rund 80 % der klinisch gesunden Pferde zeigten feine Entzündungen der Atemwege. Die zellulären Gegebenheiten in der Probe lassen darauf schließen, dass der allgemeine Stallaltag ausreicht, um das Allgemeinbefinden des Pferdes ernsthaft und leistungsmindernd zu stören.

Eine andere Studie belegt, dass alleine das Aufstallen eines asthmatisch vorbelasteten Pferdes innerhalb von nur sechs Stunden zu einer signifikanten Verschlechterung der Symptome bzw. einer Erhöhung des Cortisolspiegels führt. Die Schlussfolgerung ist klar – eine gut belüftete (aber nicht zugige) Außenhaltung ist eine gute Grundlage für eine atemwegsfreundliche Haltung.

2. Heu und Heulage: Pilzkontamination und Atemwegsgesundheit

Heu und Stroh sind Hauptbestandteile der Pferdefütterung, aber auch Hauptquellen für Schimmelsporen. Allein die ständige Nähe von Futter zu Pferdenase sorgt hier für eine vermehrte Einatmung problematischer Partikel.

Eine großangelegte Studie mit 731 Pferden in Europa untersuchte die Effekte von verschiedenen Fütterungsmethoden auf die Atemwegsgesundheit und fand heraus, dass Pferde, die mit trockenem Heu gefüttert wurden, deutlich häufiger an mildem Asthma litten und vermehrt Pilzsporen in ihren Atemwegen aufwiesen. Trockenes Heu ist damit potenziell ungeeignet für Pferde mit Atemwegsempfindlichkeiten.

In einer weiteren Studie wurden Heu und Heulage in unterschiedlichen klimatischen Regionen, darunter Irland und Kanada, verglichen. Das feuchte irische Klima führte dazu, dass 50 % des Heus mit Pilzen kontaminiert war, während in Kanada, wo die klimatischen Bedingungen trockener sind, nur 13 % betroffen waren. Diese klimatischen Unterschiede verdeutlichen die Probleme, mit denen auch unsere Heubauern in feuchten Jahren konfrontiert sind. Reichen die Trockenperioden nicht aus, um das gemähte Gras vor dem Pressen auf eine Restfeuchte von 15-20% durchtrocknen zu lassen, leidet die Heuqualität. Besonders in feuchten Regionen kann ein Umstieg auf Heulage, die eine höhere Restfeuchtigkeit (50-70%) vor Verarbeitung erfordert, sinnvoll sein.

3. Einweichen und Bedampfen: Welche Methode ist am besten geeignet?

Einweichen und Bedampfen sind beides Methoden, um Staub und Mikroorganismen im Futter zu reduzieren. Beide bringen verschiedene Vor- und Nachteile mit sich.

Eine detaillierte Untersuchung zeigte, dass das Bedampfen von Heu bei einer Temperatur von 100 °C fast 99 % der Pilzsporen und Mikroorganismen abtötet. Diese Methode bewahrt dabei weitestgehend die Nährstoffe des Heus, was insbesondere bei Pferden mit hohem Energiebedarf von Vorteil ist. Im Gegensatz dazu bindet das Einweichen von Heu Staubpartikel und reduziert ebenfalls Mikroorganismen, jedoch verbleiben diese oft in Restfeuchtigkeit und das Heu wird bei Lagerung anfällig für neue Keimbildung. Eine Studie zeigte, dass eingeweichtes Heu nur für die direkte Fütterung geeignet ist und anschließend rasch verderben kann.

Die Auswirkungen beider Methoden auf den Nährstoffgehalt wurden ebenfalls untersucht: Während das Bedampfen kaum Veränderungen bei wichtigen Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium und Phosphor verursacht, kommt es beim Einweichen zu einem erheblichen Verlust an Zucker sowie wasserlöslichen Vitaminen und Mineralstoffen. Für ohnehin schon übergewichtige Pferde kann insbesondere das Auswaschen von wasserlöslichen Kohlenhydraten einen Vorteil bedeuten. Ein höherer Nährstoffbedarf muss jedoch durch Ergänzungen ausgeglichen werden müsste.

Über diesen zahlenmäßig objektivierbaren Vergleich hinaus, sollte sich stets die Frage nach der technischen Umsetzbarkeit stellen.

Ein Heubedampfer erfordert eine erhebliche Anfangsinvestition, einen Stromanschluss und mindestens alle 24 Stunden einen gewissen Arbeitsaufwand. Außerdem ist die Fütterung von bedampftem Heu in einer Herdenhaltung schwierig zu realisieren, da nicht nur besonders belastete sondern alle Pferde mit bedampftem Heu versorgt werden müssten. Die gängige Praxis, einfach einen Ballen für alle Pferde in einer Raufe zu präsentieren, scheidet hier also aus.

Eingeweichtes Heu scheint zunächst vorteilhaft, erfordert es schließlich zunächst keinen hohen finanziellen Aufwand. Wird das Heu allerdings wirklich korrekt getaucht (Gießkanne über das Heu kippen reicht nicht), ergibt sich ein hoher und kräftezehrender Arbeitsaufwand. Dieser ist mindestens alle acht Stunden notwendig, um jeweils frisches Heu anzubieten und keine übermäßig langen Fresspausen entstehen zu lassen. Außerdem ist der Wasserverbrauch nicht zu unterschätzen, denn einmal genutztes Wasser sollte verworfen (die wenigsten Stallbesitzer sind glücklich, wenn regelmäßig der Hof geflutet wird) und beim nächsten mal neues Wasser verwendet werden.

Ein Grundproblem beider Methoden ist, dass sie zwar Schaden begrenzen aber kein grundsätzlich verdorbenes Ausgangsmaterial kurieren können. Ist eine hochwertige Heuqualität (zum Beispiel aufgrund der Witterung) nicht verfügbar, sollte stattdessen Heulage als Futtermittel in Erwägung gezogen werden. Durch den höheren Feuchtigkeitsgehalt ist die Staubbelastung von Natur aus geringer. Die Ummantelung von Heulageballen mit Folie (gibt es übrigens auch zunehmend in nachhaltigen Materialalternativen) bietet automatisch einen gewissen Schutz und sorgt für eine unkompliziertere Lagerung. Allerdings ist das Futtermittel nur so lange stabil, wie die Folie intakt ist. Wird sie geöffnet, kommt die Heulage mit Sauerstoff in Kontakt und beginnt zu verderben. Ein Ballen sollte daher immer zügig verfüttert werden. Möchte man nur ein Pferd mit Heulage versorgen, beginnt hier die Suche nach Anbietern, die Kleinballen in guter Qualität produzieren und liefern. Für eine größere Herde kann Heulage jedoch eine unkomplizierte Alternative sein, die auch aus der Heuraufe als großer Rundballen gefüttert werden kann.

4. Einstreu: Wie die richtige Wahl die Luftqualität verbessert

Auch die Einstreu hat großen Einfluss auf die Staubbelastung und damit auf die Atemwegsgesundheit der Pferde. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Stroh eine höhere Staubbelastung verursacht als alternative Materialien wie Holzspäne, Torf, Papier oder Holzpellets.

In einer Vergleichsstudie wurden die Luftqualitäten in Ställen mit Stroheinstreu und mit Holzspänen untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Staubbelastung bei Holzspänen deutlich geringer war. Eine zusätzliche Untersuchung der Bakterienbelastung zeigte, dass Holzspäne ebenfalls weniger bakterielle Verunreinigungen aufwiesen als Stroh. Pferde, die auf Stroh standen, zeigten eine höhere Anfälligkeit für Atemwegsreizungen und trugen mehr Staub in den unteren Atemwegen. Dies lässt sich durch die Nähe der Pferdenüstern zur Einstreu erklären – jedes Aufnehmen von Futter in einer strohbedeckten Box erhöht die Staubexposition.

Eine weitere Studie aus Polen verglich die Belastung in verschiedenen Stalltypen. Die Ergebnisse zeigten eine geringere Luftqualität Laufställen im Vergleich zu Boxenställen. Auch die Jahreszeiten spielten eine Rolle: Im Winter, wenn die Ställe häufiger geschlossen sind, erhöht sich die Feinstaubbelastung signifikant, während im Sommer, bei besserer Belüftung, die Werte geringer ausfielen. Außerdem können hohe Luftfeuchtigkeit und Temperatur den klinischen Zustand von Pferden mit schwerem Asthma verschlechtern, was wahrscheinlich mit deren Einfluss auf inhalierbare Pollen und Schimmelpilze zusammenhängt.

5. Management-Maßnahmen im Stallalltag: Praktische Tipps zur Staubreduktion

Die tägliche Stallarbeit wie Misten, Füttern und Einstreuen erzeugt eine erhebliche Staubmenge. Pferde sind während dieser Tätigkeiten direkt der Staubbelastung ausgesetzt, was besonders für asthmatische Pferde problematisch sein kann. Verschiedene Studien zeigten, dass die höchsten Staubwerte während des Mistausbringens und der Fütterung auftreten.

Tipps für die Praxis:

  • Fütterung vom Boden: Die Fütterung aus Heunetzen kann bis zu viermal mehr Staub freisetzen als eine Fütterung direkt vom Boden. Wenn Heunetze dennoch genutzt werden, sollten sie möglichst außerhalb der Box aufgehängt werden.
  • Staubintensive Arbeiten: Während des Mistens oder des Einstreuens sollten die Pferde nicht im Stall stehen, um die Staubbelastung zu reduzieren.
  • Lüftung optimieren: Auch bei guter Belüftung sind Staub und Endotoxine, wie in einer Studie festgestellt wurde, während staubintensiver Arbeiten signifikant erhöht. Eine gut durchlüftete Umgebung hilft zwar, die Partikelbelastung zu senken, kann aber die Schadstoffbelastung alleine nicht vollständig kontrollieren. Kombinierte Maßnahmen wie bedampftes Heu, staubarme Einstreu und ein abgestimmtes Stallmanagement sind daher wichtig.
  • Trainingsumgebung anpassen: Staubige Bereiche wie Reithallen können sehr hohe Werte an einatembaren Partikeln aufweisen. In einer Untersuchung lagen die Messungen bis zu 20 mal höher als die beschriebenen Werte, die beim Menschen zu Atemwegsproblemen führen. Pferde mit Asthmaerkrankung sollten daher nur in gut gewässerten Reithallen geritten werden, die vorher idealerweise mehrere Stunden nicht benutzt wurden. Einfacher realisierbar ist meist das Training auf einem gut gepflegten, staubarmen Außenplatz.

Zusammenfassung: Optimale Stallbedingungen für die Atemgesundheit von Pferden

Die Luftqualität im Stall hat erhebliche Auswirkungen auf die Atemwege und damit auf die Gesundheit und Leistung unserer Pferde. Durch eine fundierte Auswahl von Futter und Einstreu lässt sich die Belastung durch Staub und Mikroorganismen deutlich senken. Bedampftes Heu und Holzspäne sowie Torf als Einstreu sind dabei vielversprechende Optionen, um die Luftqualität zu verbessern. Ein angepasstes Management im Stallalltag, das staubintensive Tätigkeiten in Gegenwart der Pferde vermeidet, trägt ebenfalls zur Schonung der Atemwege bei.

Grundsätzlich sollte berücksichtigt werden, dass spezifische Maßnahmen zur Staubreduktion nicht nur beim Einzelpferd angewandt werden sollten. So lange beide Boxennachbarn im staubigen Stroh wühlen und das Heulager direkt vor der Boxentür liegt, kann der Asthmatiker auch mit eigenem bedampftem Heu nicht zur Ruhe kommen.

Praxisangebot:

Dein Pferd hustet und du bist unsicher, wie es jetzt weiter geht? Für Beratungen – auch online – sowie für Untersuchungen im Großraum Magdeburg / Stendal stehe ich gern zur Verfügung. Um eine bessere Diagnostik auch ohne weite Fahrwege zu ermöglichen, biete ich ab 2025 außerdem endoskopische Untersuchungen / Bronchoskopien im heimischen Stall an.